Völlig unvorbereitet, übermüdet und noch deutlich angetrunken, lief Alexander den langen Gang zum Musikraum entlang. Er hatte keinen blassen Schimmer, was er jetzt eine ganze Stunde lang mit den Studenten anfangen sollte. Nachdem er sich geduscht, frisch eingekleidet und rasiert hatte, war er eine halbe Stunde auf dem Sessel eingeschlafen, ehe der schrille Wecker ihn an seine Pflicht erinnerte. Im Lehrerzimmer hatte er sich zum Glück zusammenreißen können, auch wenn er sich ein breites Grinsen in Richtung Chace nicht verkneifen konnte. Seit gestern waren sie wohl irgendwie Freunde, wenn er bei dem Begriff auch eher vorsichtig war.

Mit unwachsamen Augen schliff er sich zu dem riesigen Musiksaal, in dem die Schüler zum Glück noch nicht saßen. So würde er wohl noch ein paar Minuten denken können. Unmotiviert und benebelt stellte er zwei Stuhlreihen auf und schob den großen, schwarzen Flügel in die Mitte, sodass jeder einen Blick darauf werfen konnte. Erschöpft ließ er sich schließlich auf dem Hocker davor nieder, um kurze Zeit später wieder aufzustehen und das Fenster zu öffnen. Die kühle Brise tat ihm gut, dachte er jedenfalls. Viel mehr verstärkte es jedoch den Alkohol in seinem Blut wieder, aktivierte ihn sozusagen und beim Laufen in den Raum, spürte er sofort einen Schlag. Hitzewellen überkamen den Referendar und ohne einen Grund zu haben, entfuhr ihm ein kleines Lachen, ehe er sich gegen die Wand lehnte, um auf seine Schüler zu warten.

Nachdem ich mich von Jackson und David verabschiedet hatte, vorallem wie ich mich von Jackson verabschiedet hatte mit einem so sinnlichen Kuss, bei dem ich mir jetzt noch mit den Fingern über die Lippen streifte, nahm ich mir vor in die nächste Stunde an diesem Tag zu gehen. Es kam mir beinahe wie eine Ewigkeit vor wenn ich mir so überlegte welche Stunden mir noch bevorstanden. Vor allem wenn man so wenig Schlaf hatte wie ich. Es war sehr ermüdent dann noch dem Unterricht folgen zu können, gerade als sich vor einigen Minuten auch noch Kopfschmerzen bei mir breit machten. Ich hatte nicht einmal Kopfschmerztabletten und zur Schulärztin wollte ich nun nicht auch noch gehen, also hoffte ich das die Kopfschmerzen irgendwann im laufe des Tages nachlassen würden. Vielleicht brauchte ich einfach nur die gewisse Ablenkung. Fernab von den Gedanken die meinen Kopf bald platzen ließen. Aber es fiel mir so unglaublich schwer, nicht daran denken zu können. Versuchte es aber trotzdem und machte mich nun zielstrebig auf den Weg zum Musikraum und hoffte inständig das der neue Lehrer der eingesetzt werden sollte, nicht so schrecklich ist, wie ich auch schon die Befürchtung hatte. Das wäre noch die Krönung des Tages, der ohnehin noch lange nicht vorbei war.
Ich näherte mich also dem Musikraum, trat mich gemächlichen und auch eleganzen Schritten an die Tür heran, bis ich diese schließlich öffnete. Meine Augen weiteten sich leicht als ich gerade ihn hier sah. Verwundert sah ich ihm zu, was er da tat. Musterte jede seiner Bewegungen. Er schien es nicht ganz mitzubekommen das ich noch an der Türschwelle stand und ihn, nun ja heimlich beobachtete, wenn man das so sagen konnte. Zum Glück war noch kein anderer der Schüler hier um zu sehen, wie ich ihn ansah. So völlig fasziniert von seinem kompletten Erscheinungsbild. Sah, wie er vor dem Klavier saß, schließlich aufstand um eines der Fenster in dem so schönen, hellen Raum zu öffnen und den frischen Wind den Raum noch mehr zu erfüllen. Selbst diese Brise wehte zu mir hinüber, wehte durch mein Haar, welches leicht zu schweben begann und in diesem Moment, sah mich Alexander an.
Verlegen sah ich ihm in sein Gesicht und wusste nicht so recht, was ich sagen sollte, geschweige denn wie ich reagieren sollte. Seit dem einen Abend, haben wir uns nicht mehr gesehen oder gehört und es war ein merkwürdiges Gefühl ihn wieder vor mir stehen zu sehen, das es mich fast verstummte. "Ähm.. Ich hab hier Unterricht. Und was machen Sie hier?", fragte ich ihn und bemerkte das er irgendwie anders war. Nur wusste ich noch nicht so ganz was es war. Gespannt wartete ich auf seine Antwort und allmählich kam mir der Gedanke, das er der neue Musiklehrer war.

Das er unter Beobachtung gestanden hatte, wenn auch nur ein paar wenige Momente, bemerkte Alexander erst, als er sich vom Fenster wieder in Richtung der Tür drehte. Ein feiner Windstoß ließ die Haare der schönen Studentin kunstvoll wehen und wie ein Engel stand sie im Rahmen, erwartungsvoll in den Raum hineintretend. Der Alkohol beeinträchtigte ihn noch deutlich, sodass er nur ein breites Grinsen zustande brachte, nachdem sie sich ein paar unendliche Sekunden nur angesehen hatten.
"Ich unterrichte dieses Fach, meine Liebee..", nuschelte er ein wenig undeutlich und ließ cool seinen Schlüsselbund um den Finger kreisen, der jedoch im nächsten Moment klimpernd auf den Holzboden fiel.
Völlig unkoordiniert stieß er einen Seufzer aus, ehe er sich resignierend bückte, um den Bund aufzuheben.

Das ausgerechnet Lindsay in seinem Kurs war, hatte er selbst nicht gewusst. Positiv überrascht darüber, lehnte er sich Arme verschränkend gegen den Flügel, den er vergessen hatte an den Rollen zu befestigen, sodass dieser erst einmal einen Satz nach hinten machte und somit Alexander ins Wanken geriet. Völlig verwirrt löste er seine coole Pose und blickte den Flügen vorwurfsvoll an, als könne dieser nun etwas dafür. Nachdem er die Rollen befestigt hatte, schlug er einmal mit der flachen Hand auf die Oberseite und murmelte leise, unverständliche Worte zu dem Musikintrument.
Erst als auch die anderen Schüler nach und nach eintrafen, wandte er seine volle Aufmerksamkeit wieder der Umgebung um sich herum zu.

Das war doch alles verrückt, wieso freute es ihn eigentlich so sehr Lindsay zu sehen..und wieso hatte er gestern an sie gedacht? Es war doch ein lockerer Männerabend, da sollten diese Gedanken nicht hingehören. Und wieso machte er sich gerade schon wieder Gedanken? Sichtlich angestrengt und mit sich kämpfend, bemerkte er wie neugierige Augenpaare ihn musterten. Einige der Studentinnen hatten weit ausgeschnittene Tops an, die sie wohl offensichtlich gern ausnutzten. Die Blondine schien ihm die Einzige zu sein, die das nicht nötig hatte, was ihn kurz Lächeln ließ. Mit einem kurzen Klatschen in die Hände, lief er ein paar, wenn auch wackelige, Schritte in Richtung des kleinen Hockers.
"Guten Tag..mein Name 's' Alexander Henderson undiich unterrichte euuch nun in Musik, wie man sieht..sonst würde hiernich soon Flügel stehn undso, ne?", begann er deutlich holperig, bemerkte jedoch seine mangelnde Deutlichkeit gar nicht.

Erst als einige belustigt die Mundwinkel verzogen und leise tuschelten, schnalzte er mit der Zunge und ging auf eines der Mädchen zu, die ihn ganz offensichtlich attraktiv fand. Wie bei einem Kind, kniete er sich vor sie, während ihre Augen sich weiteten. "Was guckstn so, das wird keein Antrag,keine Soorge..", fing er an und ließ es sich nicht nehmen, einen Lacher auszustoßen. "Hätte ich aber nichts gegen..", hauchte sie ihm beinahe entgegen, während ihre Lippen sich aufeinander pressten. Stirnrunzelnd betrachtete er das viel zu übertrieben geschminkte Gesicht und erhob sich wieder. "Eigentlich wollt ich was fragn, aber ich habs vergessn uun' es hatte eindeuuutig nich mit Heirat zuuutun..Lindsay, Herzchen. Wie wärs, wenn duu mal zuu mir kommst und dich an den Flügel setzt, ich will was testn..", schlug er schließlich strahlend vor, wobei ihm kurz darauf nicht einmal einfiel, was er damit bezweckte, doch nun war es ausgesprochen.

Das würden wohl die längsten Minuten seines Lebens werden..

Undeutlich nuschelte er vor sich hin, das er dieses Fach unterrichtete und dies bestätigte meinen Gedanken den ich eben noch hatte. Natürlich meinte es das Schicksal nur gut mit mir, ihn als den neuen Musiklehrer einzustellen. Das machte es mir keineswegs einfacher, erst recht nicht nachdem man sich so kennen gelernt hatte, wie wir beide es taten. Und eigentlich war es sogar ein ziemlich aufregender Abend, mit jemand der uns überfallen wollte, was glücklicherweise noch gut ausging.
"Ich wusste nicht, das Sie auch Musik unterrichten..", meinte ich schließlich, noch immer recht verwundert darüber. Ich sah Mr. Henderson dabei zu, wie er sich gegen den Flügel lehnte, dieser wegrollte und Mr. Henderson ins wanken geriet. Es war schon irgendwie lustig ihn so trottelig zu sehen, denn eigentlich kannte ich ihn bis jetzt eher als ein Mann der nicht ganz so tollpatschig war und einigermaßen normal gehen konnte. Er torkelte beinahe betrunken durch den Raum. Doch war es wirklich möglich das er getrunken hatte? Ein Lehrer der trank während seiner Unterrichtszeit, war dies nicht eigentlich völlig untersagt? Wenn das einer der anderen Lehrer oder gar der Direktor mitbekam, dann könnte es mächtig ärger geben. Ich hoffte jedoch das dies nicht passieren würde. Doch ich konnte es kaum fassen das er wirklich betrunken sein soll, da es doch eher untypisch war für einen Lehrer betrunken zur Schule zu kommen und erst recht hätte ich Alexander nicht für so jemanden eingeschätzt. Nun ja ich kannte ihn auch nicht sonderlich gut, aber vielleicht war das auch ganz gut so.
Langsam schlenderten auch die anderen Schüler und Studenten rein. Einige genervt andere sehr interessiert an der heutigen Musikstunde. Viele Gesichter kannte ich bereits schon, aber es gab noch hin und wieder welche die mir neu waren. Die Studentinnen, reizten sich wieder besonders auf. Gerade diese Cindy. Die hatte es echt verdammt nötig haben müssen, sich so dermaßen offensichtlich an einen Lehrer ranzuschmeißen. Sicher wollte sie selbst nur durch irgendwelche Flirtereien gute Noten einheimsen, damit sie als Top-Schülerin da stand. Ich mochte sie nicht, beachtete sie aber auch nicht weiter.
Stattdessen sah ich weiter zu wie der Raum sich mit Schülern füllte. Schließlich horchte ich dann auf, als Mr. Henderson zu sprechen begann. Es war schon recht peinlich, wie die Worte nur mit Mühe und einigermaßen etwas konzentration fließend kommen sollten. Ich hielt mir die Hand vor's Gesicht und grinste etwas in mich hinein. Mein Blick wechselte aber eher zum genervten hin, da diese Cindy wieder meinte sich bei ihm noch mehr aufreizen zu müssen. "Echt muss das sein, Cindy?..", fragte ich leise murmelnd und das auch eher schon an mich selbst. Es war mir letztlich egal ob sie es hörte, aber ihre Art kotze mich gerade dermaßen an.
Mr. Henderson lenkte mich dann ab, in dem er mich dann zu sich rief, als er wieder einmal Platz auf den Hocker genommen hatte. Zugleich fragte ich mich wozu er das wollte und vorallem was er testen wollte. Ich ließ es mir aber auch nicht zweimal sagen und stand ganz lässig auf und setzte mich dann zu ihm. Es war komisch seine Nähe wieder so deutlich zu spüren. Eine Art kribbeln das sich wie eine Gänsehaut an meinen ganzen ausbreitete, durchfuhr mich. Nahm aber nun auch den etwas stärkeren Geruch von Alkohol war der ihn umgab. Er roch wirklich wie eine Bar aus der alle möglichen Getränke sich widerspiegelten, die ich auch nur zu deutlich vernahm. "Und nun?", fragte ich knapp an ihn gerichtet. Und hoffte er würde jetzt keinen Ton spielen wollen, denn sollte er noch immer betrunken sein so würde da sicher nichts gutes und nur schiefe Töne herauskommen. Oder aber es wurde noch extremer, in dem er dann kotzte. Ich glaube das wäre die Krönung des Tages.
Abermals sah ich ihn an und fragte mich immer noch was jetzt wohl kommen würde..

Kaum hatte sich Lindsay gesetzt, lächelte er ihr flüchtig entgegen. Das man ihm den Alkohol noch immer anmerkte, war ihm wirklich nicht bewusst, schließlich hatte er geduscht und Zähne geputzt. Angestrengt blickte er wieder auf die Tasten vor sich und als würde er eine Brille benötigen, kniff er die Augen leicht zusammen.
Vorsichtig drückte er ein paar Töne, die sogar das ergaben, was er vorhatte. Im Grunde konnte er blind spielen, nach Gefühl, sodass ihn die Trunkenheit gerade ausnahmsweise nicht einschränkte. Ungehemmt begann er "River flows in you" anzustimmen, ganz darauf bedacht, den halligen Raum mit schöner Melodie für sich zu gewinnen.

Der vertraut wirkende Duft von Lindsay stieg ihm in die Nase und für einen Moment vergaß er, dass das hier Unterricht war und keine Freizeit. Völlig in Gedanken versunken und voller Hingabe spielte er das Lied fehlerlos und erst als die letzten Töne erklungen waren, öffnete er die Augen wieder und blickte in ein paar erstaunte Gesichter.
Zufrieden strichen seine starken Hände noch einmal über die Tastatur, ehe er sich seitlich drehte und einen einfachen Klang spielte. "Alsooo guut, kannst Du das nachspielen?", kurz darauf lachte Alexander auf, auch wenn an dem Satz nichts witziges gewesen war, so klang in seinen Ohren gerade alles irgendwie amüsant. "Natüürlich nicht das von gerade, der Klang..", noch einmal schlug er drei Tasten an und darauffolgend noch einmal welche.

Ein paar Kombinationen ließ er die Studentin austesten, zeigte ihr hilfreiche Tipps für das Erlernen vom technisch perfektem Klavierspiel, denn Alexander spielte bereits 17 Jahre lang. Das Läuten der Schulglocke, ließ die Schüler aus dem Raum strömen und ein erleichtertes Ausatmen drang aus seinem Mund. Wie auch immer er das überstanden hatte, das würde so schnell nicht wieder vorkommen. Nur noch Lindsay und er waren im Raum, was er nur langsam registrierte und ein müdes Lächeln fand seine Lippen. "Hastuu wirklich gut gemacht heut.", lobte er die Studentin, wenn er das auch vorhin schon 2 Mal getan hatte. Das heute auch Tag der Nachhilfe war, hatte er völlig verdrängt, sodass er sich langsam erhob und in seiner Tasche herumkramte.

Es schien als wäre Alexanders Trunkenheit vorüber, als ich die Klänge des Klaviers hört und vorallem wie er die Tasten darauf anschlug. Er spielte wunderschön und ich war völlig von ihm mitgerissen. Langsam schloss ich meine Augen und lauschte seinen Spiel. Ich fühlte mich wieder so anders. Mir wurde es ganz wohlig warm um mein Herz. Hörte ihm nur zu gerne zu und war völlig fasziniert davon wie er spielte, es berührte mich wahrhaftig. Allerdings kamen die letzten Klänge, bis Alexander schließlich ganz aufhörte zu spielen. Meine Augen öffneten sich wieder.
Es verging einige Zeit in der mir Alexander dann einige Tipps gab. Dabei erzählte ich ihm nicht das ich auch Klavier spielen konnte. Damals brachten es mir meine Eltern bei und beherrschte dies wirklich gut. Aber es war irgendwie amüsant ihn in seinem Zustand dabei zuzusehen, wie er mir etwas beibringen wollte. Zumal es auch schön war ihm dabei anzusehen, dabei konnte ich den Blick kaum von ihm abwenden. Die Minuten verstrichen, vergingen dabei wie im Flug.
Schließlich klingelte es sogar zum Unterrichtsschluss, die Studenten ebenso wie die weibliche Fraktion verschwanden aus dem Raum. Nun war ich wieder einmal alleine mit ihm. Wurde zunehmend nervöser. Zwischen uns herrschte eine angenehme, aber für mich beunruhigende Ruhe. Um noch etwas Zeit zu schinden nahm ich meine Tasche von meinem Platz und wollte wieder auf Mr. Henderson zugehen. Plötzlich bleib ich, wie auch immer, mit meinen Fuß an dem Stuhlbein hängen und war geradewegs dabei das mein Gesicht den Boden knutschte, doch starke Arme fingen mich auf. Die von Alexander, die mich hielten. Ich sah zu ihm auf. Unweigerlich stieg mir in kürzester Zeit die röte in die Wangen und blickte verlegen zu ihm. Ich raffte mich auf und strich mir meine blonden Haare hinter mein Ohr.
"Sie können wirklich schön Klavier spielen. Es hat mich.. berührt", gab ich ehrlich zu. Warum ich diese Worte jetzt aussprach, wusste ich nicht. Womöglich lag es daran, das sie auch so ehrlich waren und aus meinen inneren sprachen. Kurz trafen sich dann unsere Blicke und all meine Problem schienen sich aufzulösen. Erst jetzt bemerkte ich sogar das die Kopfschmerzen fort waren.
"Sagen Sie, ist eigentlich alles bei ihnen in Ordnung? Sie scheinen nicht ganz bei der Sache zu sein. Ich meine..", brach ich den Satz ab um näher an ihn heran zu gehen und mit flüsternder Stimme weiterzusprechen "haben sie etwas getrunken?", fragte ich dann. Er brauchte mir eigentlich nicht einmal ein nicken schenken, denn für mich stand die Antwort schon längst fest. Trotzdem interessierte es mich wieso ein Referendar um diese zeit etwas trank. Und vielleicht gäbe es sogar auch eine vernünftige Erklärung dafür.

Das Lindsay die Klänge des Klaviers so genossen hatten und sogar selbst bestens spielte, war ihm alles andere als bewusst. Mit der Zeit würde er es wohl noch erfahren, vor allem wenn er sich auf den Unterricht auch vorbereitete.
Die anderen Studenten hatte er zugegebenermaßen heute ein wenig hinten angestellt, doch hatte er es offen als "Klangübung" angepriesen. Ob jetzt jemand dabei etwas gelernt hatte, war äußerst fragwürdig. Für seinen Zustand, war das heute jedoch eine Meisterleistung. Niemand schien seinen Zustand wirklich bemerkt zu haben. Niemand außer Lindsay.

Auch für ihn war die irgendwie vertaute Nähe sehr angenehm und zugleich beunruhigend. In aller Ruhe packte die Blondine ihre Sachen und irgendwas sagte ihm, dass er heute noch etwas mit ihr zu besprechen hatte. Freitag..war da nicht irgendwas gewesen? Als er darüber so nachdachte, stolperte sie plötzlich und im letzten Moment fing er sie ab. "Hopplaaa..du flieegs' aber auuf mich,hmm?", rutschte es ihm völlig aprubt heraus und innerlich stöhnte er laut auf. Himmel, was hatte er da gerade geredet? Räuspern sprach er schnell weiter und überspielte die unangenehme Situation schnell. Zum Glück sprach sie das Klavierspiel an und lächelnd strich er sich durch sein Haar, als auch sie an ihrem herumspielte. "Ohh..viel'n Dank. Das freuut mich wirklich sehr..", bemühte er sich ordentlich zu reden, was große Anstrengung erforderte.
Ihre darauffolgende Frage, ließ ihn ertappt die Augen etwas weiter öffnen. Unsicher wandte er den Blick zur Tür, die offen stand, doch niemand war zu sehen. Stirnrunzelnd blickte er zu Boden und steckte die Hände in die Hosentaschen, bevor er wieder zu ihr hinaufblickte. "Mhh..ich sollt's dir vielleicht niich' sagn', aber ich bin ehrlich. Die letzte Nacht warn bisschen viel,jaa..hatte keinen Schlaf, weiliich die Zeeit vergessn hab..Aber sachma' war heuuut nicht irgendwaas..so Nachhilfe oder soowas, jaaa..das wars, neee?", seine Stimme erhob sich auf irgendwie niedliche Weise am Ende und seiner Miene war deutlich anzusehen, wie viel Alkohol noch in seinem Blut herumschwirrte.

Ein seltsamer Lach-Laut entwich seinem Mund, wobei sein Oberkörper sich leicht nach hinten lehnte. "Alsoo mach dir keinen Kopf, ich trink soonst niich einfach so inner' Woche..also..psstt..", geheimnisvoll legte er die Hand an seine Lippen und zog die Schultern grinsend hoch. Nachdem er sich erinnert hatte, dass heut tatsächlich Nachhilfe anstand und Lindsays Blick jedoch eher sagte, dass er wohl Schlaf nötiger hatte, erhob er die Hand. "Ohhh, no no Senora. Das wiiird durch'e..zogn. Egal wie müüdeich biin..esis so aus..emacht alsoo ab geht eeer..",
Da es die letzte Stunde war, wusste er, dass sie Zeit hatte nun und auch er hatte heute keine weiteren Verpflichtungen.
Mit einer auffordernden Bewegung deutete in Richtung Tür und grinste erneut breit, als hätte er sie soeben auf ein Dinner eingeladen, anstatt Nachhilfe zu geben.

Nachdem sie aus dem Raum getreten war, schloss er den Musikraum und schritt mit Lindsay langsam in Richtung seiner Wohnung. Das Tempo verlangsamte er in so weit, dass er sicher jeden Schritt ordentlich machte und niemand Verdacht schöpfen konnte, denn selbst das fiel ihm mit einmal unglaublich schwer.