Mit schnellen Schritten lief ich durch den Korridor. Unterwegs hatte ich einen der Studenten die Wodkapulle in die Hand gedrückt, woraufhin er mir fragend nachgesehen hatte. Mir war sichtlich die Lust danach vergangen, auch die Probleme mit Sophia waren nur noch nebensächlich. Chloe war einfach gerade der Mittelpunkt und ich befürchtete, dass ich vielleicht zu weit gegangen war. Aber ich war nun mal so verdammt leicht reizbar und nachdem ich sie mit diesem Typen gesehen hatte, wäre ich fast ausgetickt.
Kurz schrieb ich Lindsay, dass ich wieder einmal Mist gebaut hatte, und Chloe stinksauer auf mich war. Schon jetzt wusste ich, dass Lin mir den Kopf abreißen würde, immerhin liebte sie Chloe wie eine Schwester. An Chloe's Zimmertür hielt ich an, wartete einen Moment, ehe ich doch klopfte. Jedoch rührte sich nichts, weshalb ich einfach hinein trat. Dies kannte Chloe von mir. Schon oft hatte ich dies getan, besonders Abends, als ich in ihr Zimmer geschlichen war, um sie zu überraschen. Leise seufzend schüttelte ich den Kopf, schob die Gedanken an längst vergangendem beiseite und trat auf die Badtür zu. Leicht lehnte ich mich an den Rahmen und blickte Chloe nachdenklich an, während sie mir den Rücken zugekehrt hatte.
Sie bemerkte mich erst, nachdem sie in den Spiegel sah und zischte mich sogleich wieder an. Erneut stieß sie mich zur Seite, als sie aud dem Bad trat und wühlte in ihrer Tasche rum. Mein Blick haftete auf ihr. Ihre Tränen, waren mir nicht verborgen geblieben. "Ich will dich weder kontrollieren, noch dir nachstellen, Chloe", meinte ich und legte den Kopf zu Seite. "Ich will einfach mit dir reden. Und einige Dinge wieder gut machen", sagte ich und blickte sie eindringlich an. Langsam trat ich auf sie zu, wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht, wobei sie mir eine knallte. Eine Ohrfeige, die ich sicherlich verdient hatte.

Ich hörte ihr zu, unterbrach sie kein einziges Mal. Es war wieder einer dieser Momente, die man ihr lassen sollte. Schon oft, war sie so aufgelöst gewesen. Doch nie konnte ich ahnen, warum. Es stimmte, sie war immer für mich da. Aber das sie dachte, dass ich sie nur als Spielzeug gesehen hätte, ließ mich zusammen zucken.
Chloe war mir wichtig. Ich war immer bei ihr und hatte ihr zugehört, wenn ihr Dad wieder einen Aufstand gemacht hatte. Doch irgendwann, war etwas anders geworden. Ich hatte mich von Chloe zurückgezogen. Aber... warum? Leicht biss ich mir auf die Unterlippe, horchte auf, als sie davon sprach, dass sie mich geliebt hatte. Verwundert und mit geweiteten Augen, blickte ich sie an.
Schon wieder... schon wieder diese Gefühle. Liebe. Ich konnte dies nie erwidern, egal welches Mädchen mir ihre Liebe gestanden hatte. Nie konnte ich es zurück geben. Ich schluckte leicht, während mein Blick noch immer auf Chloe lag. Warum hatte ich nie bemerkt, dass sie so empfand? Schweigend sah ich dabei zu, wie sie ins Bad verschwand und nach paar Sekunden zurückkehrte. Chloe schrie mich an, während sie immer wieder gegen meine Brust schlug.
Langsam kam ich wieder zu mir und blickte auf sie herab. Ich wagte es nicht, sie in Arm zu nehmen. "Du hast recht. Ich bin wirklich ein Arsch. Ein Hormon gesteuerter Arsch um genau zu sein", meinte ich leise und hob ihr Kopf hoch und blickte ihr in die Augen. "Warum hast du nie was gesagt, Chloe?", fragte ich sie und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Warum brachten mich denn in letzter Zeit alle aus der Fassung?

"Chloe...", wisperte ich, wusste nicht was ich dazu sagen sollte, was sie mir soebend gesagt hatte. Ich war wirklich geschockt. Nie hätte ich gedacht, dass meine zweitbeste Freundin, mich geliebt hatte. Unergründlich blickte ich ihr in die Augen. Welche mich damals, als wir uns zum ersten Mal begegnet waren so fasziniert hatten.
Ohne nachzudenken, strich ich über die Wange, sah ihr weiterhin in die Augen und dachte nach. Sie wollte in meiner Nähe bleiben, deswegen hatte sie mir nie etwas gesagt? War es ihr denn jetzt so rausgerutscht? Leicht biss ich mir auf die Unterlippe. Lindsay wusste, warum ich mich nicht verlieben konnte. Chloe hatte ich dies nie erzählt, vielleicht dachte sie das ich einfach gefühlskalt war. So wie viele andere auch.
"Du warst nie... meine Bitch. Das musst du mir glauben, Chloe", meinte ich und griff nach ihrer Faust, welche auf meiner Brust ruhte. Fest umschloss ich sie, wärmte sie. Ich wusste, sie würde mir nicht glauben. Ich glaubte mir ja nicht mal selbst. Aber im tiefsten Innern wusste ich, dass es so war. Chloe war immer mehr, als die anderen. Sie war etwas besonderes, auch wenn sie dies immer nicht sah. "Wie lange..? Ich meine, wie lange warst du schon in mich..?", ich wagte es nicht einmal das Wort auszusprechen. Ich suchte Chloe's Blick, jedoch wich sie mir aus. Es schmerzte sie und mich, verwirrte es.
Sanft zog ich sie zum Sofa, auf welchen wir uns nieder ließen. Jedoch ließen wir einen gewissen abstand zwischen uns. Warum auch immer, es war wohl besser so, im Moment.
"Lindsay ist nicht die einzige die sich sorgen macht um dich. Auch ich mache mir sorgen. Chloe! Okay meine Aktion eben war vielleicht nicht gerade gut, aber du musst mich verstehen, ich kann nicht einfach zusehen, wie du auf die schiefe Bahn gerätst, weil du mit diesem Typen abhängst", meinte ich ernst, runzelte dabei meine Stirn. Ich war um einiges länger auf dem Internat und kannte solche Typen wie ihn und auch so sah ich Noah öfters. Ein Kiffer und wer weiß, ob er nicht noch andere Substanzen zu sich nahm. Er war kein guter Umgang für Chloe, schon allein, weil sie ganz anders gestrickt war als er. "Und es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich nicht für dich da war, als du mich brauchtest", fügte ich noch hinzu. Biss mir abermals auf die Unterlippe und wich nun ihren Blick aus.

Jedes Wort, welches sie aus sprach. Mir gegen den Kopf warf, traf mich. Jedoch versuchte ich es so gut es ging mir nicht anmerken zu lassen. Ich war gut darin, meine Gefühle, meine Emotionen zu unterdrücken. Immerhin hatte ich es nicht anders gelernt. Mein Blick lag einfach auf ihr, blickte Chloe einfach nur in die Augen. Sollte ich versuchen hinter ihrer Fassade zu kommen? Erneut? Ich hatte es schon einmal getan, doch diesmal war die Situation ganz anders. Diesmal war ich der Grund. "Ich hätte doch ganz anders reagiert, wenn du mir das gesagt hättest!", murmelte ich und runzelte leicht die Stirn. Wie sollte ich nur an ihr ran kommen, wenn sie abblockte? Wieso versuchte ich es überhaupt? Mir war doch sonst, alles egal.
Ich presste den Kiefer aufeinander und atmete tief ein, als ich ihre niederschmetternden Worte vernahm. Langsam wurde ich wieder sauer. Nein, ich war sauer. Sauer auf mich selbst, weil ich zu blind war und es nicht erkannt hatte, das sie mich geliebt hatte. Aber was hätte ich davon gehabt, wenn ich es schon eher gewusst hätte? Hätte ich es mit ihr versucht? Sie war mir wichtiger, als die anderen. Aber konnte Chloe mir so wichtig sein, dass es für eine Beziehung gereicht hätte?
"Du redest so ein Unsinn! Und das weißt du! Ich habe mir schon immer sorgen um dich gemacht!", meinte ich vollkommen ernst. "Und ich hasse mich dafür, das ich nicht bemerkt habe, wie scheiße es dir wegen mir ging", fügte ich hinzu. Worte, die ich ehrlich meinte. Worte, die sie mir nicht glauben wird, obwohl sie die Wahrheit kannte. Sie konnte Leute gut einschätzen, wusste sofort, wenn jemand log. Und ich tat es nicht.
"Du kannst mich meinetwegen hassen, verachten, mich zum Teufel wünschen, aber leuge nicht, dass ich an deiner Seite war, als du am Boden warst, weil dein Dad dich wieder runter geputzt hatte. Oder diese ganzen Schlampen, die dich gemieden hatten.", meinte ich und blickte bitter zur Seite.
"Es gibt etwas, was ich dir nie erzählt habe...", murmelte ich, jedoch bevor ich weiter sprechen konnte, klingelte mein Handy. Verwundert zog ich es aus meiner Hosentasche und sah auf das Display. Kurz schweifte mein Blick zu Chloe, welche sicher dachte, das es eine meiner Bettgeschichten war.
Ich wendete meinen Blick ab von ihr und nahm ab. "Was gibs?", fragte ich, leicht abwesend. Noch immer war ich leicht aus der Bahn. Jedoch verdrehte ich die Augen, als am anderen Ende der Leitung sofort losgebölckt wurde. "Man schrei doch nicht so. Ich bin doch nicht schwerhörig", brummte ich und seufzte. "Ja... sie ist bei mir. Man Lindsay, kriegt dich ein. Ich weiß, das ich ein Arsch bin, das musst du mir nicht auch noch sagen", murrte ich und ehe, Lindsay weiter zettern konnte, wurde mir das Handy aus der Hand gerissen. Leicht verpeilt blickte ich zu Chloe. Was sollte das jetzt?

"So ein Quatsch! Traust du mir das wirklich zu? Ich mag ein Arsch sein, aber ich achte schon auf die Gefühle", meinte ich, das meine Stimme dabei etwas lauter wurde, konnte ich nicht verhindern. Ihre Worte trafen mich, ob ich wollte oder nicht und konnte nicht sagen warum es mir nicht einfach egal war. Die Mädels wussten, worauf sie sich einließen. Sophia wusste es auch und sie hatte sich dennoch in mich verliebt. Ich fuhr mir verzweifelt durch die Haare und biss mir auf die Unterlippe. Ich wusste sehr wohl was Liebe war, vor ein paar Jahren hatte ich sie noch empfunden gehabt, doch das wusste Chloe nicht. Das war vor ihrer Zeit. Damals war ich noch auf der Oxford gewesen.
"Ich habe mich nicht mal bei Lindsay gemeldet. Wie gesagt hatte ich Stress und okay, da waren ein paar Flirts mit den neuen Studentinnen. Aber da war nie mehr, als Küssen. Aber weder du noch Lindsay habt euch gemeldet. Also mach mir kein Vorwurf", murmelte ich die letzten Worte. Im endeffekt waren wir alle irgendwie schuld, dass wir so wenig voneinander gehört hatten. Doch Chloe hatte recht, ich hätte ihr mehr Aufmerksamkeit schenken sollen.
Ich lauschte Chloe's Worten, als sie mit Lindsay sprach, dabei bemerkte ich, dass sie wieder anfing zu weinen. Ich hasste es, wenn Mädchen weinten. Ich konnte es einfach nicht sehen. Und es tat weh, ich gab es ehrlich zu.
Nachdem sie aufgelegt hatte, zischte sie mich wieder an. Ich sagte nichts zu, denn es war wirklich dämlich von mir gewesen. Jedoch schüttelte ich energisch den Kopf, als ich ihre letzten Worte hörte und mit einem Mal war ich bei ihr. Ehe sie reagieren konnte, drückte ich sie in das Sofa und blickte sie mit gemischten Gefühlen an.
"Hör mir jetzt genau zu, Chloe Ann Blake. Ich wollte dich nie, wirklich nie verletzen. Und rede nicht so ein Unsinn, du bist mir verdammt noch mal wichtig...", ich brach ab, als sie ihren Blick abwendete. Ich nannte nur ihren selten ihren vollen Namen und wenn ich ihn aussprach, dann wusste sie, das ich es ernst meinte.
"Sie mich an, bitte. Sie mir in die Augen, Chloe. Du weißt das ich nicht lüge", meinte ich bittend, fast schon flehend. Ich kannte das überhaupt nicht von mir. Sie würde mich wieder anfauchen, das war ich mir sicher. Vielleicht würde sie mir auch eine scheuern, da ich sie fest hielt, wenn auch sanft. "Hör mir bitte zu, Chloe. Ich erzähle dir, warum...", ich brach erneut ab. Blickte ihr ins Gesicht, musterte sie einfach.