Er war schon mal froh, dass der Kerl wenig später das Weite suchte, denn so war es um einiges einfacher, allein mit ihr reden zu können. Leicht würde es zwar auch so nicht werden aber er besaß so wenigstens keine totalen Hemmungen. Leicht biss er sich auf die Innenseite seiner Wange und nahm schließlich auf einem der Stühle Platz, legte seine Tasche neben sich ab und richtete seinen Blick an sie während er einmal tief durchatmete. "Naja... Zuerst mal wollte ich mich bei dir entschuldigen, dass es so... so komisch gelaufen ist." Ja, das traf es ganz gut. Doch nach den eindeutigen Anmachversuchen des Typens im McDonalds war seine Laune einfach nur gesunken. "Ich brauchte erstmal Abstand um mir über einiges klar zu werden und..." Immer wieder hielt er inne und wusste nicht mehr was er sagen sollte. Doch schließlich schüttelte er leicht seinen Kopf. Was solls., dachte er sich schließlich und stand im nächsten Moment schon auf. Schnellen Schrittes lief er auf sie zu, legte seine Hand an ihre Wange und beugte sich zu ihr herab um seine Lippen auf die ihren zu legen. Das sagte immerhin mehr als jedes Geschwafel.

Das war schon viel besser als stundenlang um den heißen Brei herumzureden. Ihre weichen, warmen Lippen auf seinen zu spüren sagte immerhin mehr als tausend Worte. Seine Hand legte er sanft an ihre Hüfte und er zog sie ein wenig näher an sich während er seine Augen geschlossen ließ und wohlig in den Kuss hinein seufzte. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit löste er sich wieder von ihren Lippen und sah ihr in die Augen, wobei die seinen zu leuchten begannen. "Mir ist es erst ziemlich spät klar geworden und ich wollte es nicht wahrhaben, aber ich hab mich in dich verliebt, Stella", flüsterte er schließlich leise und strich mit seinem Daumen sanft über ihre Wange.

>>Zara's Zimmer ♥

Ein Kaffee so schwarz wie die Nacht, das flüssige Gold das die Studentin einzig und alleine noch am Leben erhielt und einziger Bestandteil ihres Frühstücks war, wäre nun genau das richtige um diesen schrecklichen ersten Morgen zurück in der Universität erträglich zu machen. Innerhalb von wenigen Minuten fand Zara den Weg von ihrem Zimmer in die kleine Halle der Cafeteria, als sei sie niemals fort gewesen, in der sich zu dieser Zeit einige Studenten tummelten, und stellte sich wie alle anderen an der langen Reihe zur Kaffeemaschine an, während sie mit einigen alten Freundinnen über ihre Zeit im Ausland sprach und sich für die Vorlesung einander Zeit versprachen. Erst als sie endlich an der Reihe war und ihren Kaffeebecher füllen konnte, ließ sie ihren Blick durch die Halle schweifen und erblickte einige bekannte Gesichter in der Menge, obgleich sie das ihrer ehemaligen besten Freundin noch immer nicht entdeckt hatte. Vermutlich würde sie noch immer die Laken ihres Bettes wälzen, um die letzte Partynacht zu verdrängen und jede Minute des erholsamen Schlafes auszukosten. Ein leises Kichern überkam die Lippen der Blondine, ehe sie ihren Kaffee nahm und sich auf den Weg hinaus begeben wollte. Ehe sie jedoch einen Schritt zu weit kam, entdeckte sie Jemandem der ihr ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. „Julien?“

Sein ganzer Körper stand unter Strom und ein Lächeln umspielte seine Lippen während er weiterhin in ihre Augen sah. Sanft ließ er seine Fingerspitzen über ihre Wange streichen und bei ihren Worten hoben sich seine Mundwinkel zu einem kurzen Grinsen während er mit seinen Schultern zuckte. "Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte." Bei jeder ihrer Bewegungen begann seine Haut zu kribbeln und leicht biss er sich auf die Innenseite seiner Wange. "Ich wollte es nicht wahrhaben. Wenn man oft genug verletzt wurde, will man es irgendwann nicht mehr."

Noch eine ganze Weile saßen Tobias und ich uns gegenüber. Ich war noch immer sehr angetan von seiner Idee, damit ich endlich diesen ganzen Stress hinter mich lassen konnte und viel lieber mit ihm eine schöne zeit verbringen könnte. Leider hatte ich mein zu Hause verlassen, dadurch keine Freunde an der Blake gefunden, außer eben Tobias. Er war einer der wenigen mit denen ich mich ziemlich gut verstanden, zumal er gleich offenherzig und freundlich mir gegenüber wirkte was einen ordentlichen EIndruck bei mir hinterlassen hatte. Man konnte von den Leuten die ich bisher hier kennen lernen durfte nicht gerade sagen das sie so freundlich wie er waren. Und doch fehlten mir meine Freunde von früher. Ob ich sie je wiedersehen würde?
Ohne wirklichen Appetit stocherte ich in meinem beigelegten Salat herum, aß mühsam einige Bissen, als ich meinen Namen hörte und sich mein Kopf augenblicklich in die Richtung drehte wo ich die Stimme, die mir so vertraut und bekannt vorkam vernahm. Ein unglaublich breites Grinsen trat auf meine Lippen, von dieser Unfassbarkeit gepackt das es doch jemanden gab den ich hier wiedersah.
"Zara. Ich kann's nicht glauben. Was machst du hier?", fragte ich noch immer leicht benommen, mit einem unglaubwürdigen Tonfall in meiner Stimme da sie wahrhaftig vor mir stand. "Wow, es muss eine Ewigkeit her sein. Und du hast dich kein bisschen verändert. Noch genauso hübsch wie damals." Ein Wort fiel auf das nächste, während ich breitgrinsend vor meiner damaligen Freundin stand die mir selbst das gleiche Grinsen entgegegen brachte.
Entschuldigend sah ich zu Tobias herunter der freundlich aber auch mit einer Andeutung von Verwunderung zu uns sah. "Ich glaube wir müssen unserer kleinen, spontanen Trip verschieben, Toby. Bitte nicht böse sein. Ich meld mich wieder bei dir und dann holen wir das nach. Versprochen!" Mit meinen supersüßen Hundeblick fixierte ich sein Gesicht und hoffte auf Verständnis. Mit Erfolg. Ein verständliches Nicken und die Worte: "Aber wehe du meldest dich nicht", die eher Spaßhaft geklungen haben, ließ er mich voran ziehen. "Hey, du kennst mich doch. Ich werd dich schon nicht vernachlässigen. Bis bald!", rief ich ihm nach, als ich auch schon Zara zum Ausgang der großen Halle der Cafeteria zog.
"Wir haben uns so viel zu erzählen.."

Ich bekam tierischen Hunger und hatte bemerkt das ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. In der Cafeteria angekommen sach ich mich erstmal um. Es war mir hier so fremd, ich musste mich erstmal einleben. Langsam ging ich zur Essenausgabe und kam mir so beobachtet vor, zwar waren hier noch wenige Menschen aber manche durch schauten mich mit ihren Blicken. Ich hoffte so sehr das keiner wusste aus welcher Familie ich kam, sonst hätte ich diesen Typischen eindruck wie immer. An der Ausgabe angekommen nahm ich mir ein Tablet und ließ mir etwas zu Essen geben.
Nun hatte ich mein Tablet in meiner Hand und stand zum Raum hin. Einmal atmete ich tief durch und ging dann zu einem Tisch wo niemand anderes saß. Das Tablet stellte ich auf den Tisch ab und setzte mich hin. Die Stimmung hier war unerträglich, aber wenn ich etwasessen wollte dann halt hier. Also nahm ich mir ein Stück Pizza und fing an es zu essen. Das essen Zuhause war besser, um einiges besser, aber da musste ich durch.

Mit einer Zigarette in der Hand betrete ich die Cafeteria, die mal wieder recht leer ist. Bei dem schlechten Essen, das sie hier anbieten ist das allerdings auch kein Wunder. Ich mache einen bogen um die Essensausgabe, weil mir der Geruch schon entgegen schlägt, und gehe zum Kaffeeautomaten an dem ich mir wie immer einen Kaffee hole. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mich nur von Kaffee und Zigaretten ernähre. Mit dem dampfenden Kaffeebecher in der Hand sehe ich mich nach einem Platz um. Schließlich gehe ich zu einem Tisch an der Fensterseite, sodass ich aus dem Fenster aschen kann, in dessen nähe nur eine Studentin sitzt, die anscheinend den Fehler begangen hat sich hier etwas zu essen zu holen.
"Bist du dir sicher, dass das essbar ist?", frage ich sie im Vorbeigehen und lächele sie an bevor ich mich an einen Tisch neben ihr setze, meinen Kaffee abstelle und an meiner Zigarette ziehe.

Es war wiederlich, weshalb ich das Stück wieder auf den Teller fallen ließ. Schnell spühlte ich mit meiner Cola den Geschmack aus den Mund. Kaum war jenes geschehen lief ein Typ an mir vorbei der mich scheinbar warnen wollte. "Das ist doch wiederlich, wie können die hier nur so etwas anbieten?!" sagte ich entsetzt. Dann sah ich den Typen genauer an Darf man hier etwa rauchen? fragte ich mich selbst skeptisch.
Mein Magen knurrte einmal laut, sofort legte ich meine Hände auf den Bauch und drückte dagegen. Ich trank noch einige Schlücke Cola und war enttäuscht. So sehr hatte ich mich gefreut was essen zu können und dann so eine enttäuschung. Ich seufste laut und sah wieder hinüber zu den Typen. Er hatte etwas an sich was meinen Blick festhielt.

"Das frage ich mich auch immer wieder. Das Essen hier grenzt echt an Körperverletzung", meine ich und ziehe erneut an meiner Zigarette. Nein, rauchen darf man hier nicht, aber interessieren tut mir das herzlich wenig, denn kontrollieren tut das hier sowieso niemand und solange niemand von den anderen Studenten was sagt bleibt es unbemerkt, wobei ich vielen der Studenten hier zutrauen würden, dass sie das machen. Getan hat es allerdings noch niemand, wieso sollte ich dann also nicht hier rauchen?

Als ich höre wie ihr Magen knurrt muss ich schmunzeln und nehme dann meinen Kaffee in die Hand bevor ich vorsichtig, um mir nicht die Zunge zu verbrennen, einen Schluck trinke. "Wenn du was richtiges essen willst musst du in die Stadt gehen", rate ich ihr, denn auf dem Schulgelände gibt es ja nur das Essen hier, weswegen ich auch meistens wo anders hingehe. Ein mal habe ich das Essen hier probiert, ganz am Anfang und danach habe ich es nicht mehr angerührt, so wie die meisten anderen Studenten es auch machen.

"So schmeckt es auch" sagte ich angewiedert, ich lehnte mich leicht zurück und kreuselte meine Nase. Mein blick beobachtete den Rauch der aus dem Fenster hinaus zog. Ich biss auf meiner Unterlippe herum und kramte in meiner Handtasche herum, ich war früh als ich noch einen Müsliriegel fand. Sofort öffnete ich die Packung und fing an ihn auf zu essen.
"Nur mein Problem ist, ich komme nicht von hier... nicht einmal aus diesem Land. Ich weiß nicht wo man hier essen kann, geschweige den wo wir hier überhaupt sind" gab ich verlegen zu. Er musste ja nun nicht gerade wissen das ich aus Italien komme. Ich spielte mit einer Haarsträhne von mir herum "Du scheinst schon länger hier sein oder?" er kannte sich hier schon so gut aus. Ich war froh das er mich gewarnt hatte, sonst hätte ich das Zeug noch herunter geschlungen und hätte eine Lebensmittelvergiftung riskiert. Der Müsliriegel stopte meinen Hunger, was mich erleichterte.

"Ging mir am Anfang genau so, aber mittlerweile kenne ich mich ganz gut aus", als ich hier angekommen bin habe ich mich auch nicht zurechtgefunden, zumal London komplett anders als Detroit ist. Ich habe mich immer wieder verlaufen und ewig gebraucht bis ich wusste wo es etwas zu essen gibt, das man auch essen und außerdem bezahlen kann. Erst jetzt merke ich wie lange ich hier eigentlich schon bin, denn vorher habe ich nie so wirklich darüber nachgedacht. Klar, ich wusste die ganze Zeit wie lange ich hier bin, aber erst jetzt überlege ich was ich schon so alles in meiner Zeit hier erlebt habe, wobei mir einfällt, dass ich mich noch mit Melia treffen muss, schließlich will ich ihr keinen Gratisunterricht geben, so wie sie mich am Anfang angefahren hat.

"Schon eine Weile. Ich kann dich aber echt verstehen, ich habe auch meine Zeit gebraucht bis ich mich in London zurecht gefunden habe", sage ich und trinke einen Schluck von meinem Kaffee. "Wenigstens den Kaffee hier kann man trinken", meine ich und ziehe noch mal an meiner Zigarette.

Ich war erleichtert das es wohl ihm damals genau so erging. "Ahja ich bin übrigens Miriam" gab ich dann zu und richtete meine Haare etwas. "Hoffentlich finde ich mich hier zurecht, ich war noch nie auf mich allein gestellt." Das machte mich verlegen, ich war so unerfahren im gegensatz zu anderen. Ich überschlug meine Beine und trank wieder einen Schluck von meiner Cola "Ich bin froh das man die Getränke hier wenigstens zu sich nehmen kann, aber wir bezahlen so viel Geld und dann so schlechtes essen" verzweifelt schüttelte ich den Kopf.
Verstand einer mal das Bildungssystem, wie konnte man bloß unter dieser schlechten Ernährung genug lernen. Mich wunderte es immer wieder wie aufgeschlossen die Menschen hier schienen, wie sie einfach fremde so ansprechen konnten und dann noch so offen sein konnten. Es fassinierte mich, ich schenkte ihn ein freundliches Lächeln. "Danke für die Warnung" sagte ich dann noch einmal.

"Noah", stelle ich mich ebenfalls vor und lächele sie an. Sie hat schön mal einen Pluspunkt, denn bisher wirkt sie nicht so spießig wie der Rest hier. Aber das kann sich ja auch noch ändern, auch, wenn ich das nicht hoffe. "Noch nie? Dann wird es aber langsam Zeit", ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch und trinke wieder einen Schluck Kaffee, bevor ich den Becher auf dem Tisch abstelle und ein letztes mal an meiner Zigarette ziehe ehe ich die aus dem Fenster befördere. Vielleicht habe ich mich auch getäuscht und sie ist zwar nicht so spießig wie die anderen hier, dafür habe mindestens genauso unselbstständig wie sie...'Ich sollte mir nicht immer so schnell ein Bild von jemand anderem machen', ermahne ich mich selbst, denn eigentlich ist sie ja ganz nett und ich habe wirklich keinen Grund schlecht von ihr zu denken oder gar über sie zu urteilen.

"Stimmt, wenigstens etwas...Da sieht man mal, dass auch in Europa an der Bildung gespart wird, oder zumindest am Essen für die Schüler", aber, da man sich ohne richtiges Essen auch nicht wirklich konzentrieren kann, geht das ja Hand in Hand miteinander. "Kein Problem", wahrscheinlich liegt das einfach daran, dass ich nicht zu der schüchternen Sorte Mensch gehöre. Ich hatte eigentlich noch nie ein Problem damit auf andere zu zugehen, genauso wie ich noch nie ein Problem damit hatte, wenn andere mich nicht mögen. Wenn das so ist, ist das eben so.